Wenn die DGUV V3 Prüfung nicht bestanden wird
Die regelmäßige Prüfung elektrischer Betriebsmittel und Anlagen nach der DGUV Vorschrift 3 gehört zu den zentralen Bestandteilen eines funktionierenden Arbeitsschutzsystems. Doch was tun, wenn die Ergebnisse der Prüfung negativ ausfallen? Viele Unternehmen stehen in solchen Fällen unter Druck: Der Betrieb läuft weiter, die Zeit drängt, aber Sicherheit und Gesetzeskonformität dürfen nicht kompromittiert werden.
In diesem Beitrag beleuchten wir systematisch, welche Maßnahmen bei einem negativen Ergebnis der DGUV V3 Prüfung zu ergreifen sind – praxisnah, rechtssicher und nachhaltig. Der Artikel liefert Unternehmen nicht nur eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern zeigt auch, wie sich zukünftige Prüfungen stressfreier und erfolgreicher gestalten lassen.
Warum ist ein negatives Prüfungsergebnis so kritisch?
Ein negatives Ergebnis der DGUV V3 Prüfung bedeutet, dass elektrische Betriebsmittel oder Anlagen nicht dem aktuellen Sicherheitsstandard entsprechen. Das birgt erhebliche Risiken:
- Gefahr für Mitarbeitende: Stromunfälle, Brandgefahr oder Stromschläge
- Haftungsrisiken: Geschäftsführung und Elektrofachkräfte können persönlich haftbar gemacht werden
- Betriebsstörungen: Defekte Betriebsmittel können Prozesse blockieren oder gefährden
- Versicherungsprobleme: Bei fehlender Nachprüfung kann der Versicherungsschutz entfallen
Daher ist es entscheidend, im Ernstfall schnell, kompetent und gesetzeskonform zu handeln.
Schritt 1: Prüfungsergebnis sorgfältig analysieren
Nach jeder DGUV V3 Prüfung erhält das Unternehmen ein Prüfprotokoll, das exakt dokumentiert, welche Betriebsmittel oder Anlagen durchgefallen sind – inklusive Fehlerbeschreibung und Messwerten.
🔍 Tipp: Jedes Ergebnis sollte von einer Elektrofachkraft im Detail überprüft werden, um den Umfang und die Gefährdung richtig einschätzen zu können.
Typische Inhalte des Prüfprotokolls:
- Gerätebezeichnung und Inventarnummer
- Prüfdatum
- Beanstandete Fehler (z. B. „Isolationswiderstand unter Grenzwert“, „Fehlender Schutzleiter“)
- Messergebnisse
- Bewertung: „nicht bestanden“ oder „n.i.O.“ (nicht in Ordnung)
Schritt 2: Sofortmaßnahmen bei sicherheitsrelevanten Mängeln
Wird ein Mangel als sicherheitsrelevant eingestuft, muss das betroffene Betriebsmittel sofort außer Betrieb genommen werden.
Sofortmaßnahmen können beinhalten:
- Abklemmen oder Kennzeichnen des Geräts
- Information an zuständige Personen oder Abteilungen
- Dokumentation der Stilllegung
- Ersatzbeschaffung oder Überbrückungslösung (z. B. Ersatzgerät)
🛑 Wichtig: Ein defektes Gerät darf nicht weiterverwendet werden, bis es repariert und erfolgreich erneut geprüft wurde.
Schritt 3: Interne Verantwortlichkeiten klären
Wer ist zuständig für die Behebung der Mängel? In vielen Betrieben herrscht Unklarheit darüber, wer Reparaturen veranlassen darf oder muss.
Klare Zuständigkeiten sind entscheidend:
- Elektrofachkraft (EFK): Diagnose, Beurteilung, Reparaturfreigabe
- Betriebsleitung: Organisation, Budget, Entscheidungen zu Neuanschaffung
- Fachkraft für Arbeitssicherheit: Überwachung der Arbeitsschutzmaßnahmen
👥 Tipp: Erstelle ein internes Eskalationsschema, um Entscheidungen im Störfall schnell treffen zu können.
Schritt 4: Fachgerechte Instandsetzung oder Austausch
Ob ein defektes Gerät repariert werden kann oder ersetzt werden muss, hängt von Art und Schwere des Mangels ab.
Möglichkeiten zur Fehlerbehebung:
- Reparatur durch eine Elektrofachkraft
- Austausch einzelner Komponenten
- Komplettaustausch des Betriebsmittels
🔧 Beispiel:
Ein defekter Isolationswiderstand kann oft durch den Austausch des Kabels behoben werden. Bei älteren Geräten ohne CE-Kennzeichnung ist hingegen meist ein Austausch wirtschaftlicher und sicherer.
Schritt 5: Nachprüfung organisieren
Nach der Mangelbeseitigung ist eine erneute DGUV V3 Prüfung erforderlich, um die Wiederverwendung des Betriebsmittels zu ermöglichen. Diese muss dokumentiert und durch eine neue Prüfplakette kenntlich gemacht werden.
📅 Tipp: Nutze die Gelegenheit, alle Prüftermine in einem digitalen System zu bündeln, um künftig Fristen besser zu managen.
Schritt 6: Dokumentation und Nachverfolgung
Eine lückenlose Dokumentation ist sowohl aus rechtlichen Gründen als auch zur internen Nachverfolgung unerlässlich.
Was sollte dokumentiert werden?
- Zeitpunkt der Feststellung des Mangels
- Art des Fehlers
- Verantwortliche Personen
- Getroffene Maßnahmen (z. B. Reparatur, Austausch)
- Ergebnisse der Nachprüfung
🗂️ Tool-Tipp: Eine digitale Prüfsoftware mit Geräteakte spart Zeit und reduziert Fehlerquellen.
Schritt 7: Interne Analyse – Warum ist der Fehler aufgetreten?
Ein negatives Ergebnis sollte als Anlass dienen, das eigene Sicherheitsmanagement zu hinterfragen. Denn wiederholte Mängel weisen auf systematische Schwächen hin.
Mögliche Ursachen:
- Unzureichende Schulung der Mitarbeitenden
- Veraltete oder unvollständige Prüfpläne
- Mangelnde Kontrolle der Wiederholungsprüfungen
- Fehlende Qualitätskontrolle bei Neuanschaffungen
🔁 Ziel: Die Wiederholungsquote bei DGUV V3-Prüfungen nachhaltig senken.
Schritt 8: Präventive Maßnahmen einführen
Nach der Ursachenanalyse ist es sinnvoll, konkrete Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten. Diese können je nach Unternehmensgröße unterschiedlich ausfallen:
Beispiele für präventive Maßnahmen:
- Einführung eines digitalen Prüfmanagementsystems
- Schulungen für Mitarbeitende im sicheren Umgang mit elektrischen Geräten
- Checklisten für tägliche Sichtprüfungen
- Erweiterung des internen Gerätemanagements
📈 Langfristiges Ziel: Kein negatives Prüfungsergebnis mehr – durch präventive Wartung und klar definierte Verantwortlichkeiten.
Rechtliche Folgen vermeiden
Ein nicht bestandenes Prüfergebnis kann auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen – insbesondere dann, wenn keine zeitnahe Nachprüfung erfolgt oder das Gerät trotz Mangel weiterverwendet wird.
Risiken:
- Ordnungswidrigkeiten nach § 26 BetrSichV
- Haftungsansprüche bei Personenschäden
- Bußgelder bei Verstößen gegen die Unfallverhütungsvorschriften
⚖️ Tipp: Stelle sicher, dass du alle Maßnahmen dokumentieren kannst – am besten in Form eines Maßnahmenprotokolls mit Zeitstempel.
Was tun, wenn mehrere Geräte betroffen sind?
Wenn bei einer Prüfung mehrere Geräte gleichzeitig durchfallen, ist schnelles und koordiniertes Handeln gefragt. Dabei hilft eine Priorisierung nach dem sogenannten Risikobasierter Prüfansatz (gemäß TRBS 1201):
Bewertungskriterien:
- Einsatzhäufigkeit des Geräts
- Gefährdungspotenzial bei Ausfall
- Alter und Zustand
- Relevanz für kritische Betriebsprozesse
🎯 Ziel: Zuerst die sicherheitskritischsten und am häufigsten genutzten Geräte instand setzen.
Zusammenarbeit mit externen Prüfdienstleistern
In vielen Fällen ist die Zusammenarbeit mit externen Prüfdienstleistern hilfreich – insbesondere bei kurzfristigem Handlungsbedarf oder hohem Gerätebestand.
Vorteile externer Dienstleister:
- Neutrale Bewertung
- Schnelle Verfügbarkeit von Ersatzgeräten
- Technische Expertise
- Umfangreiche Dokumentation und rechtssichere Protokolle
🔗 Empfohlene externe Infoquelle zur DGUV V3 Prüfung:
👉 https://www.dguv.de/de/praevention/themen-von-a-z/elektrische-gefahren/index.jsp
Checkliste: Maßnahmen nach negativem Prüfungsergebnis
✅ Prüfungsergebnis analysieren
✅ Sofortmaßnahmen bei Gefährdung treffen
✅ Zuständigkeiten klären
✅ Reparatur oder Austausch beauftragen
✅ Nachprüfung dokumentieren
✅ Ursachenanalyse durchführen
✅ Präventive Maßnahmen einleiten
✅ Rechtssicherheit sicherstellen
Fazit: Aus Fehlern lernen – elektrische Sicherheit optimieren
Ein negatives Ergebnis bei der DGUV V3 Prüfung ist kein Grund zur Panik – aber ein klarer Hinweis darauf, dass Handlungsbedarf besteht. Unternehmen, die jetzt zielgerichtet reagieren und ihre Prozesse optimieren, können nicht nur Gefahren eliminieren, sondern langfristig Zeit, Geld und Haftungsrisiken sparen.
Die Einhaltung der Vorschriften ist kein bürokratischer Selbstzweck, sondern ein aktiver Beitrag zur Sicherheit und Effizienz im Betrieb. Nutze jeden Mangel als Chance, um dein Sicherheitsniveau nachhaltig zu verbessern.