Die DGUV V3 Prüfung ist ein fester Bestandteil des betrieblichen Arbeitsschutzes in Deutschland. Elektrische Betriebsmittel und Anlagen müssen regelmäßig auf ihren ordnungsgemäßen Zustand überprüft werden, um Unfälle, Ausfälle und Brandrisiken zu vermeiden. Doch wie genau läuft eine solche Prüfung eigentlich ab? Viele Unternehmer, Sicherheitsbeauftragte und Facility Manager stellen sich diese Frage – und genau hier setzt dieser Beitrag an.
In diesem Artikel beleuchten wir detailliert den Ablauf der DGUV V3 Prüfung: von der Sichtprüfung über die Messung bis hin zur Dokumentation. Ziel ist es, ein fundiertes Verständnis für alle Phasen der Prüfung zu vermitteln und aufzuzeigen, wie Unternehmen durch strukturiertes Vorgehen rechtssicher und effizient arbeiten können.
1. Was ist die DGUV V3 Prüfung?
Die DGUV Vorschrift 3 (ehemals BGV A3) regelt die elektrische Sicherheit in Unternehmen. Sie verpflichtet Arbeitgeber, elektrische Anlagen und Betriebsmittel regelmäßig durch eine befähigte Elektrofachkraft prüfen zu lassen. Ziel ist es, Gefahren frühzeitig zu erkennen und die Sicherheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten.
Die Prüfung umfasst:
- Die Sichtprüfung
- Die Messung elektrischer Werte
- Die Dokumentation der Ergebnisse
Diese drei Schritte sind gesetzlich vorgegeben und bilden das Rückgrat einer gesetzeskonformen und sicheren Elektroprüfung.
2. Vorbereitung auf die DGUV V3 Prüfung
Bevor eine Prüfung stattfinden kann, ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Diese umfasst:
2.1 Geräteerfassung
Zunächst müssen alle elektrischen Betriebsmittel erfasst werden, die geprüft werden sollen. Dazu zählen:
- Ortsveränderliche Geräte (z. B. PCs, Drucker, Verlängerungskabel)
- Ortsfeste Anlagen (z. B. Maschinen, Schaltschränke)
- Elektrische Anlagen innerhalb des Gebäudes
2.2 Terminplanung
Die Prüfung sollte so geplant werden, dass der Betriebsablauf möglichst wenig gestört wird. Eine enge Abstimmung mit den Abteilungen ist hier entscheidend.
2.3 Auswahl der Prüffirma
Die Prüfung darf nur von einer „befähigten Person“ im Sinne der TRBS 1203 durchgeführt werden – also von qualifizierten Fachkräften, idealerweise mit entsprechender Zertifizierung und Erfahrung.
3. Die Sichtprüfung – erster Schritt zur Sicherheit
Die Sichtprüfung ist der erste und oft unterschätzte Teil der DGUV V3 Prüfung. Dabei begutachtet der Prüfer das Gerät oder die Anlage visuell auf äußere Mängel. Diese Phase ist entscheidend, da sie ohne großen Aufwand potenziell lebensgefährliche Fehler aufdecken kann.
3.1 Was wird geprüft?
- Unversehrtheit von Gehäusen, Leitungen, Steckern
- Korrosion, Risse, Verschleißerscheinungen
- Sicherheitsaufkleber und Kennzeichnungen
- Anschlussleitungen auf Beschädigungen
- Zugentlastung und Knickschutz
3.2 Typische Mängel
- Offene Isolierungen an Kabeln
- Fehlende Zugentlastungen
- Eingedrückte oder beschädigte Gehäuse
- Verschmorte Steckverbindungen
3.3 Ergebnis der Sichtprüfung
Werden Mängel festgestellt, kann das Gerät bereits an dieser Stelle aus dem Verkehr gezogen werden. Eine Weiterverwendung wäre in diesem Fall ein gravierender Verstoß gegen die Unfallverhütungsvorschriften.
4. Die Messung – technisches Herzstück der Prüfung
Nach der Sichtprüfung erfolgt die Messung der elektrischen Sicherheit. Hierbei kommen spezielle Messgeräte zum Einsatz, die eine Vielzahl technischer Parameter erfassen.
4.1 Messgrößen und ihre Bedeutung
- Schutzleiterwiderstand: Muss einen niedrigen Wert aufweisen, um Fehlerströme sicher abzuleiten.
- Isolationswiderstand: Zeigt, ob es Leckströme oder Isolationsprobleme gibt.
- Berührungsstrom / Differenzstrom: Misst ungewollte Stromflüsse über das Gehäuse.
- Spannungsfreiheit: Sicherstellung, dass keine gefährliche Spannung mehr anliegt.
4.2 Messverfahren nach DIN VDE 0701-0702
Diese Norm ist eng mit der DGUV V3 verknüpft und legt die Prüfmethoden für elektrische Geräte fest. Hierbei unterscheidet man zwischen:
- Ortsveränderlichen Geräten (z. B. Laptops, Kaffeemaschinen)
- Ortsfesten Geräten (z. B. Industriemaschinen)
4.3 Messgeräte und Technik
Moderne Messgeräte erfassen mehrere Werte gleichzeitig und dokumentieren sie digital. Einige Anbieter integrieren bereits QR-Code-Technik zur Rückverfolgung.
5. Die Dokumentation – rechtliche Absicherung und Nachweis
Die sorgfältige Dokumentation der Prüfung ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern dient auch der rechtlichen Absicherung im Schadensfall.
5.1 Inhalte der Prüfdokumentation
Eine vollständige Dokumentation enthält:
- Geräteidentifikation (z. B. Inventarnummer, Standort)
- Prüfdatum und Prüffrist
- Name der befähigten Person
- Ergebnisse von Sichtprüfung und Messung
- Bewertung (bestanden / nicht bestanden)
- Geplante Wiederholungsprüfung
5.2 Aufbewahrungspflichten
Die Prüfdokumentation muss über mehrere Jahre hinweg aufbewahrt werden. Bei Unfällen oder Kontrollen durch Berufsgenossenschaften dient sie als Beleg für die Einhaltung der Vorschriften.
5.3 Digitale Dokumentation
Viele Unternehmen setzen mittlerweile auf digitale Prüfprotokolle. Diese bieten Vorteile wie:
- Zentraler Zugriff auf Prüfergebnisse
- Automatische Erinnerung an Wiederholungsprüfungen
- Integration in Facility-Management-Systeme
6. Nach der Prüfung – Maßnahmen bei Mängeln
Nicht jedes Gerät besteht die Prüfung auf Anhieb. Je nach Art des Mangels sind folgende Maßnahmen zu treffen:
6.1 Sofortige Stilllegung
Bei gravierenden Sicherheitsmängeln muss das Gerät umgehend vom Netz genommen und gekennzeichnet werden.
6.2 Reparatur und Nachprüfung
Ist eine Reparatur möglich, sollte diese zeitnah erfolgen. Anschließend muss das Gerät erneut vollständig geprüft werden.
6.3 Austausch oder Verschrottung
Wirtschaftlich oder technisch nicht reparierbare Geräte sollten aus dem Betrieb entfernt und ordnungsgemäß entsorgt werden.
7. Wiederholungsprüfungen und Prüffristen
Die DGUV V3 legt keine starren Fristen fest. Stattdessen richtet sich das Intervall nach:
- Art des Geräts
- Einsatzort (Büro vs. Baustelle)
- Nutzungshäufigkeit
- Herstellerempfehlungen
Typische Intervalle sind:
- Ortsveränderliche Geräte: Alle 6 bis 24 Monate
- Ortsfeste Anlagen: Alle 4 Jahre oder nach Umbauten
Die Prüffristen sind im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung individuell festzulegen.
8. Rechtliche Folgen bei Verstößen
Wer die DGUV V3 Prüfung vernachlässigt, geht ein erhebliches Risiko ein:
- Haftung bei Unfällen: Im Schadensfall droht persönliche Haftung der Unternehmensleitung.
- Versicherungsprobleme: Ohne gültige Prüfprotokolle kann die Betriebshaftpflicht den Schaden ablehnen.
- Bußgelder: Berufsgenossenschaften können bei Kontrollen empfindliche Strafen verhängen.
9. Fazit – strukturierter Ablauf sichert Leben und Betrieb
Die DGUV V3 Prüfung ist weit mehr als eine bürokratische Pflicht. Sie ist ein elementarer Bestandteil der betrieblichen Sicherheit. Wer den Ablauf – Sichtprüfung, Messung, Dokumentation – gewissenhaft befolgt, schützt nicht nur Mitarbeitende, sondern sichert auch Betriebsprozesse und haftungsrechtliche Positionen ab.
Ein strukturierter Prüfprozess mit klar dokumentierten Ergebnissen schafft Transparenz, Vertrauen und Rechtskonformität – drei Säulen moderner Unternehmensführung.