Sicherheit im Büro beginnt bei der Elektrotechnik
In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt stehen Sicherheit und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter mehr denn je im Fokus. Bürogebäude beherbergen heute eine Vielzahl elektrischer Geräte: von Computern über Drucker bis hin zu Klimaanlagen und Kaffeemaschinen. All diese elektrischen Betriebsmittel müssen regelmäßig geprüft werden – und genau hier kommt die DGUV V3 Prüfung ins Spiel.
Doch wie läuft eine DGUV V3 Prüfung in Bürogebäuden konkret ab? Wer ist verantwortlich, welche Geräte werden geprüft, wie oft findet die Prüfung statt – und was passiert bei Mängeln? All diese Fragen klären wir in diesem umfassenden Artikel.
Was ist die DGUV V3 Prüfung? – Eine kurze Wiederholung
Die DGUV Vorschrift 3 (ehemals BGV A3) regelt die elektrische Sicherheit in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Ziel der Prüfung ist es, Gefährdungen durch elektrischen Strom zu vermeiden und rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Rechtsgrundlage ist dabei §5 ArbSchG sowie §3 BetrSichV in Verbindung mit der Technischen Regel TRBS 1201 und DIN VDE 0701-0702.
Die Prüfung wird in regelmäßigen Abständen durchgeführt und betrifft alle elektrischen Betriebsmittel – ortsfest wie ortsveränderlich. Das umfasst im Büro insbesondere:
- Computer & Monitore
- Drucker, Scanner, Kopierer
- Ladegeräte
- Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen
- Netzteile
- Kaffeemaschinen, Mikrowellen (in Teeküchen)
Ablauf der DGUV V3 Prüfung in Bürogebäuden – Schritt für Schritt
1. Vorbereitung und Sichtung der Betriebsmittel
Bevor die eigentliche Prüfung startet, wird ein Überblick über die vorhandenen Betriebsmittel verschafft. Hierzu zählen:
- Erstellung eines Geräteverzeichnisses
- Prüfung auf Aktualität von vorhandenen Prüfprotokollen
- Zuordnung der Geräte zu den Bereichen im Büro (z. B. Großraumbüro, Konferenzräume, Teeküchen)
Tipp: Eine digitale Geräteverwaltung kann hier erheblich zur Effizienz beitragen. Systeme wie CAFM (Computer Aided Facility Management) bieten sich an, um den Überblick zu behalten.
2. Sichtprüfung nach DIN VDE 0701-0702
Jedes elektrische Gerät wird äußerlich auf Beschädigungen und ordnungsgemäßen Zustand hin überprüft. Dabei wird geachtet auf:
- Brüche oder Quetschungen an Kabeln
- Lose Stecker oder defekte Gehäuse
- Unsachgemäße Nutzung (z. B. Verlängerungskabel in Serie)
Die Sichtprüfung ist wichtig, da viele Defekte hier bereits erkennbar werden – noch bevor sie messtechnisch auffallen.
3. Messung und Funktionsprüfung
Anschließend folgen elektrische Messungen, unter anderem:
- Schutzleiterwiderstand: Messung des Widerstands zwischen Schutzleiter und Gerätemasse
- Isolationswiderstand: Prüfung der Isolation zwischen aktiven Leitern und Gehäuse
- Ersatzableitstrom / Berührungsstrom: Sicherstellung, dass keine gefährlichen Leckströme entstehen
- Funktionsprüfung: Geräte werden kurzzeitig in Betrieb genommen, um die ordnungsgemäße Funktion sicherzustellen
Diese Prüfungen erfolgen mit kalibrierten Messgeräten, und in der Regel durch eine Elektrofachkraft oder eine unterwiesene Person mit entsprechendem Prüfgerät.
4. Dokumentation der Prüfung
Ein zentraler Bestandteil der DGUV V3 Prüfung ist die Dokumentation. Diese umfasst:
- Prüfdatum und -zeit
- Verantwortliche Person
- Ergebnis (bestanden / nicht bestanden)
- Messwerte
- Mängel und empfohlene Maßnahmen
Die Dokumentation dient nicht nur der Rechtssicherheit, sondern auch der Nachvollziehbarkeit bei internen Audits oder bei einem Arbeitsunfall.
5. Kennzeichnung der geprüften Geräte
Nach erfolgreicher Prüfung werden Geräte mit einem Prüfsiegel versehen. Dieses enthält in der Regel:
- Prüfdatum
- Nächstes Prüfdatum
- Kürzel des Prüfers oder des Dienstleisters
Dies erhöht die Transparenz für Mitarbeiter und vereinfacht zukünftige Kontrollen.
6. Maßnahmen bei Mängeln
Nicht bestandene Geräte werden aus dem Betrieb genommen, repariert oder ausgetauscht. In manchen Fällen wird eine Nachprüfung nach Behebung des Mangels erforderlich.
Besonderheiten im Bürogebäude: Worauf ist speziell zu achten?
1. Teeküchen & Sozialräume
Hier befinden sich oft Geräte wie Mikrowellen, Wasserkocher, Kühlschränke oder Kaffeemaschinen. Diese unterliegen genauso der DGUV V3 Prüfung, auch wenn sie vom Personal privat mitgebracht wurden. Die Verantwortung liegt beim Arbeitgeber, sobald das Gerät im Betrieb genutzt wird.
2. Flexible Arbeitsplätze (Desk Sharing)
Bei wechselnden Arbeitsplätzen ist es besonders wichtig, dass alle eingesetzten Geräte regelmäßig geprüft werden. Mobile Geräte wie Laptops und Netzteile sind hier besonders zu berücksichtigen.
3. Homeoffice-Regelungen
Seit der Corona-Pandemie hat sich das Arbeiten von zuhause etabliert. Zwar gilt die DGUV V3 nicht uneingeschränkt im privaten Bereich – dennoch ist eine freiwillige Prüfung oder eine gestellte Ausrüstung durch das Unternehmen sinnvoll.
4. Mietobjekte und Hausverwaltung
In Bürogebäuden mit mehreren Mietern (z. B. Coworking Spaces) ist die Verantwortung klar zu klären: Der Betreiber des Gebäudes ist in der Regel nur für die ortsfeste Installation zuständig – die Mieter selbst für die Prüfung der eigenen Geräte.
Wie oft muss die DGUV V3 Prüfung durchgeführt werden?
Die Prüffristen richten sich nach Art des Geräts und den Einsatzbedingungen. Übliche Intervalle:
- Ortsveränderliche Geräte (z. B. Laptops, Drucker): alle 6–24 Monate
- Ortsfeste Geräte (z. B. Serverracks): alle 4 Jahre
- Besondere Räume (z. B. Technikräume): ggf. kürzere Intervalle
Die genaue Festlegung erfolgt anhand einer Gefährdungsbeurteilung gemäß BetrSichV. Unternehmen sind verpflichtet, diese regelmäßig zu aktualisieren.
Verantwortlichkeiten – Wer muss sich kümmern?
Die Verantwortung für die Durchführung und Organisation der Prüfung trägt der Arbeitgeber bzw. die verantwortliche Elektrofachkraft im Unternehmen. Möglich ist auch die Beauftragung eines externen Prüfservices.
Wichtig: Die Verantwortung kann nicht delegiert werden, wohl aber die Durchführung. Der Arbeitgeber bleibt in der Pflicht.
Was passiert bei Nichtbeachtung?
Werden Prüfungen nicht oder nur unzureichend durchgeführt, drohen ernste Konsequenzen:
- Bußgelder durch Berufsgenossenschaften
- Strafrechtliche Konsequenzen bei Personenschäden
- Einschränkungen bei Versicherungsleistungen
- Reputationsschäden bei Vorfällen im Unternehmen
Ein regelmäßiger Prüfzyklus ist daher nicht nur Pflicht, sondern aktiver Teil des Risikomanagements.
Vorteile für Unternehmen durch eine strukturierte DGUV V3 Prüfung
- Rechtssicherheit durch dokumentierte Maßnahmen
- Reduktion von Ausfallzeiten durch frühzeitiges Erkennen von Defekten
- Schutz der Mitarbeiter vor elektrischen Gefahren
- Imagegewinn durch gelebte Sicherheitskultur
- Bessere Versicherungsbedingungen durch Risikominderung
Gerade in Bürogebäuden mit vielen gleichartigen Geräten lässt sich der Prüfprozess effizient und kostengünstig organisieren.
Praxis-Tipp: So gelingt die Implementierung im Büroalltag
- Einführung einer digitalen Geräteverwaltung
- Regelmäßige Schulungen für Sicherheitsbeauftragte
- Zusammenarbeit mit einem zertifizierten Prüfdienstleister
- Festlegung klarer Verantwortlichkeiten im Sicherheitsmanagementsystem
- Integration der DGUV V3 Prüfung in das interne Auditprogramm
Fazit: Sicherheit im Büro ist planbar
Die DGUV V3 Prüfung in Bürogebäuden ist ein klar strukturierter und rechtlich vorgeschriebener Prozess. Wer die Prüfung systematisch durchführt, senkt Risiken, schützt Mitarbeiter und stellt einen störungsfreien Betrieb sicher. In Zeiten wachsender Anforderungen an Arbeitgeber – auch im Bereich ESG – ist eine gelebte Sicherheitskultur ein Pluspunkt für jedes Unternehmen.